Donnerstag, 25. März 2010

Zweite Anbahnung

Gestern Nachmittag. Tiroler Unterland, Worgell. Im JOSCHKAS FRIENDS.
Ich falle buchstäblich aus allen Wolken, als ich im gekühlten Magazin zwischen Küche und Hinterausgang meinen aus Deutschland angereisten Frauenbeschaffer, den Cousin vom Restaurantpächter, erblicke: Hashim T. Haqui!!!
Wie klein doch diese verdammte Dreckswelt ist, dachte ich mir, und ich fühlte mich gleich wieder in meinem Entschluß bestätigt, ebendiese alsbald zu verlassen. NIETZSCHE hat einfach recht mit seiner Ewigen Wiederkehr des Gleichen. Das kann man drehen und wenden wie man will.

Hallo alter Knastbruder, so trifft man sich wieder, sagte Haqui mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Er redete in völlig akzentfreiem Deutsch. Das war bei unserer ersten Begegnung vor knapp zehn Jahren in der JVA Hammerbrook noch ganz anders gewesen. (Für alle, die es nicht wissen: Ich habe fast zehn Jahre meines Lebens in Hamburg verbracht). Haqui, dessen deutscher Sprachschatz damals nur aus ein paar Wortbrocken bestand, war für einige Wochen mein Zellenkumpan. (Ich bin eingesessen wegen Körperverletzung - hinderte einen Nazi-Skin daran, sich an ein Punk-Mädel zu vergreifen.)
Danach liefen Haqui und ich uns immer wieder mal über den Weg. Zuletzt auf der Roten Meile, als die Huren für ihre Zuhälter auf die Straßen gingen, um gegen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Menschenhandels, Ausbeutung usw. zu demonstrieren und wir beide uns scheckig lachten über die angereiste Gruppe ach so braver, treukatholischer Familienväter aus Endtgau, die gierig Ausschau hielten nach außerehelichem Verkehr.
Haqui hatte sich äußerlich kaum verändert seitdem. Das Gel glänzt immer noch fett aus seinen pechschwarzen Haaren und der Designeranzug bewies, wie sattelfest er wieder im Geschäft ist.

Er wollte anfangs noch ein bißchen über die Vergangenheit quatschen, aber mir war nicht danach zumute, alte Geschichten aufzuwärmen, die mir rein vom Gefühl her bereits so weit zurückliegend scheinen, als stammten sie aus einem Leben, das einer geführt hat, der nicht wirklich ich war. Haqui war nicht gerade unglücklich darüber. Kein Wunder, schließlich hatte auch er keine rechte Lust sich in der unwirtlichen, penetrant nach Forelle und Kabeljau riechenden Vorratskammer, die Eier abzufrieren. So kamen wir gleich zur Sache, und da bei Haquis Damen, die er direkt an der Quelle ordert, Qualitätsmängel praktisch ausgeschlossen sind, wurden wir auch schnell handelseinig. Alles passte.
-Korrigiere: Fast alles. Einziger Wermutstropfen: Den bereits prolongierten Termin kann er auch nicht einhalten, die Übergabe zieht sich somit noch eine Woche länger hin als versprochen. Er muß, wie er mir glaubhaft versicherte, in seiner Heimat noch Freiwillige rekrutieren, um irgendeine Sache im Grenzgebiet zwischen Mazedonien und Montenegro loszutreten. Haqui hat zwar ein paar Andeutungen gemacht, aber keine Ahnung, was damit konkret gemeint ist.

Bevor wir einschlugen, bot er mir aus alter Verbundenheit eine Art Freundschaftspreis an, der weit unter den üblichen 400 Euro lag. Aber ich winkte mit der Bemerkung, daß dies nicht nötig sei, ab: Ich bezahle, was die Lady kostet, denn Geld spielt keine Rolle mehr. Worauf der smarte Albaner mich ganz verwundert fragte: Hast du einen Treffer gelandet? Noch nicht, entgegnete ich, aber bald; sehr bald schon würde ich einen Treffer landen. Meinen ganz Großen.

Mittwoch, 24. März 2010

Aus aktuellem Anlass

Ich werde jetzt gleich nach Worgell fahren. Berichte euch später darüber, wie das Kontaktgespräch gelaufen ist. (Oder morgen.)

Vorher aber möchte ich noch schnell etwas zu einem Thema schreiben, das die Schlagzeilen der Medien seit Wochen beherrscht: die sexuellen Missbräuche an Schülern und Internatszöglingen sowohl in konfessionellen als auch weltlichen Bildungseinrichtungen.
Das österreichische Staatsfernsehen hat gerade erst letzten Sonntag diesem Thema schon wieder eine Diskussionsrunde gewidmet. Beinahe täglich melden sich immer neue Opfer. Der Damm des (Ver)Schweigens ist gebrochen.

Müsste ich das Schicksal der oftmals über viele Jahre hinweg Missbrauchten in Beziehung zu mir setzen, würde ich es so formulieren:
Ich wurde nie körperlich vergewaltigt. Aber seelisch. Mein Innerstes wurde vergast und verbrannt. Und das Tag für Tag.
Ende der Durchsage.

Wichtiges Telefonat

Gimku hat angerufen - sein Cousin ist da!
Der Tag fängt gut an.
Ich werde mich langsam auf den Weg ins Tiroler Unterland machen.

Dienstag, 23. März 2010

Postpostscriptum

Mein Freund, der (Linden)Baum? Ein Nachtrag zum Nachtrag.
An alle romantisch Inspirierten, denen beim Gedanken an Endtgaus grünen Linden das Herz aufgeht (und das Hirn aus):

Ihr kennt sicher die Pappelbäume, die nach Beendigung des zweiten Weltkrieges ums Gelände des Konzentrationslagers Auschwitz gepflanzt worden sind. So schön und friedlich anzusehen. Meine Behauptung: Wäre der geschichtliche Hintergrund nicht jedem bekannt - niemand hielte es heute für möglich, dass einst das ganze Lager mit Stacheldraht umzäunt gewesen ist und noch der Himmel darüber schwer nach Menschenfett roch.

Habe ich recht?

Montag, 22. März 2010

Postscriptum

Das Wichtigste hätte ich fast vergessen:
Der Weg zur Schule wird, gleich einer Allee, von zwei prächtigen Lindenbäumen umsäumt.

Wo das Klassentreffen stattfindet

Es wird noch ein, zwei, maximal drei Tage dauern bis Gimkus Cousin nach Tirol kommt. Da sich alles ein wenig verzögert, möchte ich euch als Überbrückung ein bißchen was vom Schauplatz des Klassentreffens erzählen, damit ihr im Vorfeld schon mal einen lebendigen Eindruck vom darauffolgenden Spektakel erhaltet.

Das Fundament meiner ehemaligen Schule steht in Endtgau. Endtgau ist ein kleines, idyllisches Dorf, das sich in der Vergangenheit einen Ruf als Sport- und Erholungsparadies erster Güte erworben hat. Die Gemeinde selbst liegt im Zessextal. Das Zessextal wiederum ist weit über Österreichs Grenzen hinaus als beliebtes Reiseziel bekannt. Touris aus aller Welt kommen hierher, um Ferien zu machen und Sport zu betreiben. Im Sommer geht man/frau bevorzugt wandern, im Winter, eh klor!, Schi fahren. Einer vom regionalen Fremdenverkehrsverband veröffentlichten Statistik zufolge, haben sich allein im Monat Dezember des Jahres 2009, insgesamt 510.483 Urlaubsgäste in die Meldezettel der Hotels und Privatvermieter des Zessextals eingetragen. Ein leuchtendes Steinchen in diesem großen Mosaik stellt der zwischen Eckkant und Zess, den zwei Hochburgen des Seitentales, liegende Ort Endtgau dar. Dieser verzeichnete in besagtem Zeitraum, bei einer Einwohnerzahl von 1.429 Personen, insgesamt 21.060 gemeldete Nächtigungen. Das kann sich sehen lassen, nicht?

Hübsch anzuschauen ist auch der Schauplatz des Klassentreffens selbst: Die Volks- und Hauptschule Endtgau und Umgebung, wie die offizielle Titulierung, eingeschnitzt im Holzbalken über dem Eingang der Bildungsstätte, lautet.
Volks- und Hauptschule Endtgau und Umgebung. Ein formales Sätzchen als Sieg der Bürokratie. Von Handwerkern bearbeitetes Holz unterstreicht die provinzielle Einfalt. Allein den Zusatz,Pädagogik macht frei, haben die Zimmerergesellen vergessen. Ein schweres Versäumnis, das muß man sagen, trotz der sauberen Arbeit ...
Am linken Flügel des Gebäudes angrenzend beginnt die Rasenfläche für Leichtathletikkämpfe, die Ende der 1980er dazu gebaut worden ist. Rechts neben der Schule gibt es einen Tennisplatz. Dazwischen: ein schmaler Kieselstein- und Schotterweg. Vor dem Lager sind die Lehrerparkplätze und die Haltestelle für den Schulbus eingezeichnet. Rückseitig des Lagers ist ein Fußballfeld. Im Inneren der Schule, zwischen Erdgeschoß und erstem Stock, auf einer Art Terrasse, liegt der Pausenhof. (Er ist, und ich denke, das sollte ich des Ambientes wegen betonen, durch Stahlgitter gesichert.) Eine Etage darunter, durch einen Stiegenaufgang verbunden, der Keller mit dem Turnsaal.

Fazit der knappen Standortbestimmung: Die Volks- und Hauptschule Endtgau und Umgebung mit ihrem Fußballfeld, der Leichtathletikrasenfläche, einem unüberdachtem Pausenhof (inklusive Aufgang zum Turnsaal) und dem externen Tennis Court, der zur Winterzeit als Eislaufplatz genützt wird, ist (nicht nur, aber eben auch)eine demonstrative Zurschaustellung von imposanten Schauplätzen der leiblichen Ertüchtigung. Und liegt damit ganz auf programmatischer Linie.
Krrraft durrrch Frrreude!

Sonntag, 14. März 2010

Erste Anbahnung

Am Nachmittag suchte ich das Klein-Kosovo von Tirol auf. Am Worgeller Bahnhof traf ich mich mit Gimku, dem Teilzeitluden im NOTRE DAME. Wir fuhren ins JOSCHKAS FRIENDS, das er vor drei Jahren gepachtet hat und quasi sein offizielles Standbein ist. Drinnen im Lokal, das erst wieder am Dienstag aufmachen wird, vertraute er mir für eine halbe Stunde seine Privatmaus an damit ich, wie er schmunzelte, eine Art von Gefühl entwickle für ein solch sensibles Ding.
Als ich mit ihr alleine war, weil Gimku ins Magazin ging abtauen, und ich sie in die Hand nahm, schlug mein Herz gleich zehn Takte höher. Aber das war keinesfalls stressbedingt. Ganz im Gegenteil, ein undefinierbares Wohlgefühl durchströmte mich.
Sie sieht einfach nur geil aus. Als ich Stellung simulierte, presste sie sich wie von Geisterhand geführt eng an meine Brust. Offenbar beruhte die Sympathie auf Gegenseitigkeit. Gutgelaunt spazierte ich mit ihr durch den Speisesaal. Die Art wie ich dazu meine Füße bewegte, hatte etwas Tänzelndes, lasterhaft Jubelndes an sich. Nach nur wenigen Minuten war ich so vertraut mit ihr, daß man hätte meinen können, sie gehörte schon seit Jahren zu mir.
Mit der Information, daß nächste Woche sein Cousin aus Deutschland kommen wird und alles weitere mit ihm zu verhandeln sei, gingen Gimku und ich auseinander. Es tat mir im Herzen richtig weh, als ich ihm seine Privatmaus zurückgeben mußte.

Samstag, 13. März 2010

Vor zwanzig Jahren

Ich habe meine alte Schule zuletzt 1990 betreten.
Bei der Verteilung der Abschlusszeugnisse.
Ich habe die Gesichter meiner Mitschüler und Lehrer also vor zwanzig Jahren das letzte Mal gesehen.
Natürlich werde ich zum Klassentreffen kommen, aber auf meine Weise.
Denn ich werde nicht allein sein.
Ich erscheine mit weiblicher Begleitung.
Die Lady, die ich mitbringe, wird ihnen den Atem rauben und sie verstummen lassen!
Ich werde mir die Heisseste aussuchen, die es auf dem Markt gibt.
la grande mort

Donnerstag, 11. März 2010

Wie alles begann

Am 10.03.2010 erreichte mich per Post ein Brief mit folgendem Inhalt:

’TS IS ZWONZ’G JOHR,
UND INS KIMMT VOR,
ALS ÖB’S GESCHTERN WOR

Hallo Kameraden von einst!

Wie geht es Euch, alles paletti?
Wir haben uns ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Deshalb dachten wir: Hey, höchste Zeit, daß die alten Endtgauer (Trau keinem über 30!) nach runden zwanzig Jahren mal wieder zusammentreten!

Wenn Ihr Lust und Laune habt, dann kommt einfach.
Tag: Montag, den 20. April 2010.
Zeit: 19:30 Uhr. (OPEN END)
Ort: Unsere Schule.

Wir haben ein schönes Programm vorbereitet:
· 19:35 Uhr: Offizielle Begrüßung durch Basti und mich
· 19:40 Uhr: Wiedersehensrede von Armin Leutasch, Rektor a.D. (Mit ihm kommt das gesamte Lehrerkollegium.)
· Ab 19:55 Uhr: Plaudereien bei kaltem Büffet in entspannter Atmosphäre. Auch für unruhige Tanzbeine haben wir vorgesorgt: Es läuft die Musik unserer Generation. Der Sound der Achtziger. Laßt Euch inspirieren!

Als besonderen Moment, werden uns vier junge Gäste aus der Volksschul-Theatergruppe Gedichte zum Thema Wiedersehen vortragen. Laßt euch überraschen!
Wir rechnen mit Euch, denn wie heißt es so schön:

Die Schulzeit ist schon lang vorbei,
Streß, Spaß und Keilerei,
doch vergessen ist sie nicht,
ein Klassentreffen ist Pflicht.

Also, ihr Jungs & Mädels über 30, traut Euch!
---------------------------------------------------------------------------

Um die Organisationskosten zu decken sind freiwillige Spenden erwünscht.
Falls Ihr noch Fragen, Vorschläge oder Anregungen haben solltet, scheut Euch nicht uns anzurufen:
Tanja: 082752 – 26 6 55
Basti: 082755 – 27 2 63